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Die Kirche in Rhaude

Die Rhauder Kirche ist eine einschiffige Kirche mit Apsis. Der Turm steht frei. Die ursprüngliche Wehrkirche bot der Bevölkerung bei Angriffen durch Räuber oder Soldaten Schutz.
Der Windfang ist um 1900 an die Kirche angebaut worden. Das Buntglasfenster zeigt den im See versinkenden Petrus, der von Christus gerettet wird.
Über die Kirche gibt es keine Aufzeichnungen. Nicht einmal der Name aus katholischer Zeit ist überliefert. Aus anderen Urkunden lassen sich aber einige Fakten über die Kirche zusammentragen. Dazu gehört auch die Liste der Pastoren auf der Rückseite des alten Altares.
Immer wieder wird erzählt, dass die Rhauder ihre Kirche im Dreißigjährigen Krieg untergraben und zum Einsturz gebracht hätten. Damit sollte verhindert werden, dass “die Mansfelder” sie nutzen konnten. Richtig ist, dass Ernst II von Mansfeld, ein protestantischer Heerführer in holländischen Diensten, im Jahr 1622 in Ostfriesland Winterquqrtier nehmen sollte. Dennoch ist der Einsturz der Kirche nicht belegbar. Wenn auch alle Gegenstände in der Kirche aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg stammen, zwei Bänke unter dem Orgelboden tragen die Jahreszahl 1605.
Die Kirche mit der Apsis aus dem 13. Jahrhundert als ältestem Teil ist beliebte “Hochzeitskirche”, vor allem für die Gemeindeglieder aus der Kirchengemeinde Westrhauderfehn, mit der Rhaude pfarramtlich verbunden ist.
 

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Glockenturm, Aussenansicht

Der Turm

Der Turm begrenzt zugleich das Areal der Kirche, das mit dem ebenfalls früher geweihten Friedhof beginnt. Das Geläut besteht aus drei Bronzeglocken. Die große Glocke trägt die Aufschrift: “Wohl dem Volk, das meinen Schall kennt“. Auf der mittleren Glocke steht „`Der Herr lässet verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk, daß er ihnen gebe das Erbe. E. G. W. Stellwagen, Pastor. J. U. Meyer, L. H. Müller, J. W. Eikens, Kirchenvorsteher - Rhaude 1832. H. van Bergen Claudy, U. van Bergen me fecerunt'.

Es gibt keine Uhr und deshalb auch keinen Stundenschlag. Die Lampe im Turmeingang ist etwa 1950 von einem hiesigen Schmiedemeister angefertigt worden.
 

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Die Apsis

Die Apsis ist der älteste Teil der Kirche. Gewölbe und Rundbogenfenster lassen auf romanische Herkunft schließen, auch wenn die Form gotisch ist. Die Apsis ist etwa in der Zeit von 1250 bis 1300 errichtet worden. Rechts vom Altar ist das Weihekreuz freigelegt. Links neben dem Altar ist eine Nische in der Wand: das Tabernakel zur Aufbewahrung von geweihtem Brot und Wein für das Abendmahl.

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Der Altar

Der Altar ist aus Backsteinen im so genannten Klosterformat gemauert. An der Vorderseite ist noch das Loch zu sehen, in dem vermutlich die Reliquie aufbewahrt wurde, Teil oder Gegenstand eines Heiligen, der in der Regel der Kirche den Namen gab.
Der Altaraufsatz aus dem frühen 18. Jahrhundert zeigt Jesus mit den Jüngern beim Abendmahl. Das ist typisch für lutherische Kirchen, in deren Tradition die Gemeinde sich als “neue Jünger” am Tisch des Herrn versammelt.
Über der Abendmahlsszene thront Gottvater, auf den Flügeln sind die Weihnachtsgeschichte und die Beschneidung Jesu abgebildet.
Das Kreuz aus Bergkristall stammt aus dem Weserbergland. Der Leuchter ist ein Geschenk der ehemaligen Partnergemeinde Lippendorf bei Leipzig. Er ist im Erzgebirge gefertigt worden.
 

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Die Leuchter

Die beiden Leuchter aus dem 18. Jahrhundert sind Spenden hiesiger Familien. Der vordere mit Armen als Blumenornamente ist von Johann Janssen Steenblock als Dank für die Erlaubnis zum Betreiben einer Mühle gestiftet worden. Der hintere Leuchter, dessen Arme nach Tiermotiven (Fische, Fabelwesen) gestaltet sind, trägt keine Aufschrift.
Die Sitzordnung mit der Kanzel in der Mitte deutet daraufhin, dass die Kirche einmal reformiert gewesen ist. Im 18. Jahrhundert ist eine Sammlung der reformierten Gemeinden im Rheiderland für Rhaude belegt.
 

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Die Gedenktafeln

Rechts an der Wand gibt es, als lutherisches Pendant zur reformierten Sitzordnung, eine Gedenktafel zum 300. Jahrestag der Augsburger Konfession aus dem Jahr 1830.
An der linken Seite ist eine Tafel zum Gedenken an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges (1870 / 1871) und eine Tafel zum Gedenken an die Gefallenen des I. Weltkrieges.
Unter den Gedenktafeln an der Wand ist die kleine runde Holzplastik mit dem Tropfen erwähnenswert, ein Geschenk der polnischen Partnergemeinde Karpacz im Erzgebirge. Sie ist als Kruzifix nur schwer zu erkennen und weist auf die Gräber polnischer Soldaten auf der Ostseite des Friedhofes hin, die am Ende des II Weltkriegs ums Leben kamen. Auf Betreiben des damaligen Superintendenten, Rudolf Janssen, wurden sie auf dem Friedhof der Kirchengemeinde bestattet.
 

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Grabplatte

Die Grabplatte in der Nische am Aufgang zur Kanzel ist bei der Renovierung im Jahr 1985 vor dem Altar gefunden worden. Sie erinnert an den dort begrabenen Rittmeister Albrecht Bunger.

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Die Wandmalereien

Die Malereien über dem Orgelboden sind bei der Restaurierung im Jahr 1985 freigelegt worden. Sie stammen aus der Entstehungszeit der Kirche und zeigen 6 Apostel. In der Mitte, von der Orgel verborgen, ist Christus als Weltenherrscher im Strahlenkranz zu sehen.

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Exkurs

Der Schwan auf den lutherischen Kirchtürmen Ostfrieslands


Der Schwan auf dem Turm (und beinah allen Türmen lutherischer Kirchen in Ostfriesland) geht auf Johannes Hus zurück:
Der tschechische Vorreformator ist von der Inquisition angeklagt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt worden. In Anspielung auf die Bedeutung seines Namens (Hus bedeutet Gans) soll er gesagt haben: “Mich arme Gans könnt ihr rösten, aber nach mir wird ein Schwan kommen, den werdet ihr nicht rösten” Auf vielen, auch zeitgenössischen Bildern ist Martin Luther dann mit einem Schwan abgebildet worden. Die lutherischen Kirchen in Ostfriesland haben den Schwan als Zeichen übernommen, sicher auch, um sich von den in Ostfriesland verbreiteten reformierten Kirchen zu unterscheiden, die ein Schiff auf den Kirchtürmen tragen.
 

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