KV-2013-0422
Altes Pfarrhaus

Die Gebäude

Während der ersten fünf Amtsjahre musste Pastor Nellner zur Miete wohnen. Dann wurde ihm 1834 ein eigenes Pfarrhaus erbaut. Als Gotteshaus indes diente 19 Jahre lang das Schulgebäude. Der Unterrichtsraum war deshalb auf der Ostseite durch einen Anbau erweitert worden, so dass damals 300 Gläubige in diesem Gebäude Platz fanden. 1825 war am Westeingang - im Hinblick auf die künftige Nutzung – auch ein Glockenturm errichtet worden. Doch bereits vor der Jahrhundertmitte reichte die Schule für die rasch wachsende Zahl der Gemeindeglieder nicht mehr aus (1846 zählte die Gemeinde bereits 1500 Seelen). So reifte in der Gemeinde der Entschluss zu einem eigenen Kirchenbau.

Zum Jahresende 1848 war der Bau der Kirche (neben dem Pfarrhause am Untenende) – allerdings noch ohne Turm – abgeschlossen. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 9000 Reichstaler; das war das 30fache Jahresgehalt des Pastors. Die Einweihung des neuen Gotteshauses erfolgte durch den Generalsuperintendenten Hicken aus Aurich am 5. Dezember 1848. Im Herbst 1885 – zur Amtszeit des Pastors Johann Heinrich Voß – begann man mit dem Bau eines Kirchturms, der Ende 1886 abgeschlossen wurde. Baumeister war der Maurermeister Schumacher aus Leer, der den 180 Fuß (53,5 m) hohen Turm nach Zeichnungen des Leeraner Ingenieurs Könecke errichtete. Die Gesamtkosten einschließlich Geläut und Uhrwerk betrugen 48 000 Goldmark.

Da der bereits 1794 angelegte sogenannte alte Friedhof trotz zweimaliger Erweiterung nicht mehr ausreichte, erwarb der Kirchenvorstand 1897 eine Fehnstelle an der Westseite der 1. Südwieke und legte dort einen neuen Friedhof an. Der alte Friedhof wurde 2004 umgestaltet: Wegen der Aufgabe vieler Gräber konnten neue Gehwege angelegt werden. An zentraler Stelle wurden erhaltenswerte Denkmäler aufgestellt. Namen ehrwürdiger alter Fehntjer, wie z. B. der des ersten Pastors unserer Kirchengemeinde, Pastor Nellner, blieben somit erhalten. Der Friedhof an der 1. Südwieke wurde nach der Anlage 1897 bereits häufiger erweitert. Er wurde zunächst in südlicher Richtung ausgebaut, um veränderten Bedürfnissen gerecht zu werden. Dazu wurde ein Urnenfeld angelegt. In westlicher Richtung wurden weitere Zugänge mit Park- und Containerplatz geschaffen.

Die daneben gelegene Friedhofskapelle wurde 1875 von dem Methodisten G. Freese erbaut. Er war nach Amerika ausgewandert, kehrte aber zurück, um eine Methodistengemeinde zu gründen. Da diese jedoch nur kurz bestand, ging Freese zurück in die USA. Unsere Gemeinde erwarb das freistehende Gebäude mit Wohnung und Andachtsraum1906 und nutzte es als Versammlungsraum für Jugendliche und Unterrichtsraum für Konfirmanden, später auch zu Trauerandachten bei Begräbnissen.

Rüstungsprogramme, Kriegswirren, Teuerungen, Inflationen, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen und Flüchtlingselend ließen die Mittel für Sanierungen oder gar Neugestaltungen kirchlicher Bauten in den folgenden Jahrzehnten immer wieder dahinschwinden. Erst nach dem 2. Weltkrieg - in den 50er Jahren, in der Zeit des beginnenden großen wirtschaftlichen Aufschwungs - konnte man daran denken, längst notwendig gewordene Erweiterungen und Erneuerungen im kirchlichen Bereich in Angriff zu nehmen. So wurde 1953 erstmals ein Gemeindesaal neben der Kirche auf kircheneigenem Grund erbaut. 1955/56 wurde das alte Pfarrhaus neben der Kirche abgerissen und von Grund auf erneuert. 1973 wurde der ev. lutherische Kindergarten „Regenbogen“ in der Fritz-Reuter-Straße erbaut und durch weitere Baumaßnahmen 1991 und 2002/03 erweitert. 2002 wurden die Außenanlagen erneuert und zusätzlich neue Spielgeräte aufgestellt. 2003 erfolgte der Um- und Erweiterungsbau. Auf 510 m2 Nutzfläche wurden damit eine Eingangshalle, drei Gruppenräume, ein Therapieraum, ein Bewegungs- und Versammlungsraum mit entsprechenden Nebenräumen für 120 Kinder geschaffen.

„Im Schatten der Kirche“ wurde 1976, bald nach Amtsantritt des neuen Superintendenten, ein Ephoralbüro mit 80 m2 Nutzfläche gebaut. Hier befinden sich die Büros des Superintendenten und seiner Sekretärin für die Verwaltung des Kirchenkreises Rhauderfehn. Integriert ist ein Archivraum. 1977 wurde von der Kirchengemeinde ein unmittelbar neben dem Kirchengelände gelegenes, 1973 erbautes Privathaus erworben. Dieses wurde bis 1997 von der Familie des Superintendenten Koch benutzt und ist – nach Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten – auch Wohnhaus für die Familie des Amtsnachfolgers, Superintendent Bohlen.

Das wachsende Gemeindeleben und die räumlichen Bedürfnisse der verschiedenen kirchlichen Gruppen in den 90er Jahren – Unterricht für 6-7 Konfirmandengruppen, Proben des Kinder-, Posaunen- und Figuralchores, Veranstaltungen der Diakonie, der Rußlanddeutschen und vieles mehr – machten es notwendig, den bereits 1972 innen ausgebauten Gemeindesaal durch umfassende Baumaßnahmen zu einem den vielseitigen Ansprüchen genügenden Gemeindehaus auszubauen. Die Einweihung des neuen Hauses erfolgte am Pfingstmontag 1999. Der Gemeinde stehen nun zur Verfügung: Zwei Versammlungsräume, ein Jugendraum, zwei Sitzungsräume, der alte, renovierte Saal sowie Abstellräume samt Eingangszone mit Garderobe und sanitären Anlagen, insgesamt 460 m2 Nutzfläche. Landessuperintendent Volker Jürgens, der den Festgottesdienst zelebrierte, sagte zur Einweihung: „Der Neubau soll schnell ein Ort der Begegnung, Anregung, des Festes und der Freude werden.“

Im Sommer 2000 begann man mit den Bauarbeiten zur Erweiterung der Friedhofskapelle an der 1. Südwieke. Dies war eine seit langem dringlich gewordene Maßnahme, denn bei größeren Beerdigungen waren oft zahlreiche Trauergäste gezwungen, während der Andachten trotz Wind und Wetter draußen zu stehen. Bei der offiziellen Einweihung am 17. Februar 2001 wurde deutlich, dass nunmehr rund 200 Menschen in dem um etwa 5 m verlängerten Andachtsraum Platz finden. Die Anzahl der Plätze kann bei Bedarf durch Öffnen der Trennwand zum Flur noch vergrößert werden. Alles in allem – mit drei Leichenkammern und weiteren Nebenräumen – hat die neue Friedhofskapelle 220 m2 Nutzfläche. Im Jahre 2000 – nach der Umsiedlung der Diakoniestation in das Reilstift – wurde auch mit der Renovierung des alten Pfarrhauses begonnen. Dieses stellte sich nach Abschluss der Arbeiten am 25. März 2001 mit einem Tag der offenen Tür als Haus der Kirchlichen Dienste der Gemeinde vor. Seitdem sind dort untergebracht: der Kreisjugenddienst, die Sozial- und Schuldnerberatung, die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, die Suchtberatung, die Mitarbeitervertretung und das Kirchengemeindebüro.

2003 begannen die seit langem fälligen Instandsetzungsmaßnahmen am Kirchturm in Westrhauderfehn: Instandsetzung des gesamten Außenmauerwerkes, Sanierung der Brüstung an der Galerie, Ausbesserungen an Wasserspeiern und Schallluken, Abdichtung und Neuverglasung zahlreicher Fenster, Reinigung und Gängigmachung des Uhrwerks und dergleichen mehr. 2004 wurde unterhalb des sogenannten Orgelbodens zwischen Gottesdienstraum und Turm-Windfang durch Ausbau der letzten drei Bankreihen und durch Einbau einer verglasten Trennwand mit Pendeltür ein abgeschlossener zweiter Vorraum geschaffen. Es wurde mit dem neuen Raum von ca. 36 m2 Größe eine Verweilzone geschaffen, ein Platz für Besucher zum Innehalten, zur Meditation und zum Gebet, ebenso auch ein Platz für kleinere Andachten sowie zur Auslage informativer Schriften. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass der installierte Kerzenbaum – auch während der Woche – von vielen Gemeindegliedern und Gästen dankbar angenommen wird.

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