Gründung rhauder Fehns

Die Gründung des rhauder Fehns

Mit dem Tode des letzten Fürsten von Ostfriesland, Carl Edzard, am 25. Mai 1744, kam Ostfriesland unter preußische Herrschaft. Für König Friedrich II. war es ein besonderes Anliegen, für eine bessere Kultivierung und Besiedlung der neu erworbenen Provinz Ostfriesland Sorge zu tragen.

Das von ihm erlassene Urbarmachungsedikt vom 22. Juli 1765 hatte zum Ziel, die weiten Ödlande Ostfrieslands nutzbar zu machen. Wochen vor dessen Unterzeichnung erbaten fünf beherzte, weitsichtige Männer aus Stickhausen, Breinermoor, Holte und Leer beim König die Erlaubnis, südlich Rhaude ein eigenes Fehn anlegen zu dürfen. Diese wurde ihnen durch die Verleihungsurkunde vom 19. April 1769 erteilt, wobei der König anordnete, dass ihnen 1500 Demat (ca. 1200 ha) „zu ewigen Zeiten in Erbpacht“ gegeben würden, dass sie hierauf Torf graben, das Land kultivieren und Teile davon an andere in Erbpacht geben könnten.

1768 wohnte auf dem „neuen Fehn“, wie es zu jener Zeit im Kirchenbuch von Rhaude genannt wurde, bereits ein Ehepaar. Aber erst nach zähflüssigen Verhandlungen der neu gegründeten Rhauderfehn-Compagnie mit den Einwohnern von Rhaude, Langholt und dem dort ansässigen Malteser-Orden konnten die Arbeiten in Angriff genommen werden. 1774 wurde der Hauptfehnkanal zur Leda fertiggestellt, womit die wichtige Entwässerung des neu erworbenen Moores erst ermöglicht wurde. Er folgte im wesentlichen dem natürlichen Lauf des von Langholt und Burlage kommenden Langholter Tiefs, auch „Rote Riede“ genannt. Die ersten Ansiedler kamen aus den älteren Fehnsiedlungen Ostfrieslands und den Niederlanden. Ihnen wurden von den Oberpächtern Kolonate in der Größe von 4 – 8 ha in Erbpacht verkauft.

Das Moor „urbar machen“ bedeutete zunächst, Entwässerungsgräben der verschiedensten Längen und Größenordnungen anzulegen: kilometerlange, schiffbare Hauptkanäle, die „Wieken“, mit ihren breiten und tiefen „Inwieken“, die immerhin noch mit Torfkähnen befahrbar waren. In diese mündeten wiederum zahlreiche „Schloote“, die ihrerseits aus einem dichten Netz von flachen Gräben, den „Grüppen“, gespeist wurden. Erst nachdem durch dieses Entwässerungssystem das mehrere Meter hohe Moor einigermaßen trockengelegt war, konnte mit dem Abgraben der Torfschichten bis auf den Sanduntergrund und der Torfgewinnung zu Brennzwecken begonnen werden. Wenn man bedenkt, dass all diese Verrichtungen in mühevoller Handarbeit nur mit Hacke, Spaten, Schaufel und Schubkarre, also ohne jegliche Maschinen, zu bewältigen waren, wenn man sich ferner eine Vorstellung macht von den primitiven Wohnverhältnissen und den kärglichen Lebens- und Ernährungsbedingungen der ersten Moorbesiedler, muss man diesen seine uneingeschränkte Bewunderung, ja Hochachtung zollen!

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